Überlegungen zu einer ressourcenschonenden (Zeit, Geld, Arbeitskraft, Nerven) und erfolgversprechenden Vorgehensweise.

In diesem Blogbeitrag geht es um ein angemessenes Verständnis für Zusammenhänge und Lösungsansätze in der aktuellen Krisenzeit. Sie sollen Ideen bekommen, wie Sie am geschicktesten vorgehen können, um schnell die richtigen Erkenntnisse über ihre Organisation zu bekommen, die blinden Flecken zu erkennen und darauf aufbauend, die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Vergleichbar dem Johari-Fenster in der Kommunikation, bei dem es darum geht, den nicht sichtbaren Bereich (Blinder Fleck und Unbekanntes) zu verkleinern und damit in die bewusste Kompetenz zu gehen. Idealerweise bekommen Sie die Impulse, die Ihnen helfen die Existenz Ihres Unternehmens mittel- und langfristig zu sicher, oder noch weitergedacht, wie sie gestärkt aus der Krise hervorgehen können. Nicht nur weil Sie sich besser positioniert oder effizientere Prozesse gefunden haben, sondern weil Sie eine neue Arbeitsweise in Ihrer Organisation implementieren, die Ihnen dauerhafte Vorteile liefert. Im Mittelpunkt stehen zwei Themenkreise, die oft falsch verstanden bzw. gelebt werden und die deshalb viele Entscheider gerne auf die falsche Fährte setzt.

Die aktuelle Zeit ist völlig unübersichtlich und beispiellos, zumindest für die Nachkriegsgenerationen. Gleichzeitig scheint es in weiten Bereichen wieder oder besser vor allem um Abwehr und Verteidigung zu gehen. Überleben sichern, das Unternehmen am Laufen und Mitarbeiter*innen nicht verlieren und vieles mehr. Als Verantwortlicher kämpfen Sie scheinbar an allen Fronten gleichzeitig. Worauf kann man sich einstellen, wo fängt man an und was kann erst einmal liegengelassen oder ganz ignoriert werden? Schließlich folgen dann die weiterführenden Fragen: Wie geht es weiter? Worauf muss ich mich nach dieser Krise einstellen? Dahinter steht immer ein zentraler Gedanke: Welche Strategie ist die richtige, im Kleinen wie im Großen? Und diese Frage kann momentan nur mit Hypothesen und Szenarien beantwortet werden, ohne wirklich belastbare Grundlagen. Zum anderen stehen wir uns mit unseren persönlichen und organisationalen Gewohnheiten und Denkmustern oft selbst im Weg.

Bleiben Sie wie viele in der Dynamik des Reagierens und Verteidigens, führt dies zu Überlastung, Lähmung, Stagnation und oft zu erheblichen Verlusten. Wählen Sie den anderen Weg des dynamischen Loslaufens oder, um im Bild zu bleiben, des Angriffs, so sind die Konsequenzen nicht viel anders. Die fehlende Orientierung und eingefahrenen Muster führen u. U. geradewegs in die falsche Richtung, mit der Option, ebenfalls erhebliche Verluste einzufahren. Diese Vorgehensweise scheint zwar dem Konzept der Agilität zu entsprechen, verkennt jedoch, dass auch in der Agilität klare Überlegungen und spezifische Vorgehensweisen angewandt werden.

Glücklicherweise sind diese Logiken nicht die einzigen, es geht auch anders. Hierzu ist es notwendig Ihre Aufmerksamkeit auf zwei Prinzipen zu lenken, die sich hinter den beiden folgenden Entitäten verbergen.

Komplexität

Aikido

Für ein erfolgreiches Agieren in der heutigen Zeit halte ich es für wichtig, die zugrundeliegenden Prinzipien zu
berücksichtigen.

Komplexität

Die Komplexität nimmt dramatisch zu und deshalb scheint Rationalität zwingend gefordert. Tatsächlich ist Rationalität jedoch unmöglich. Komplexität entzieht sich reiner Rationalität, schlicht weil Rationalität auf Wissen, Informationen und Berechenbarkeit aufgebaut ist. Genau das, was gerade vollständig fehlt.

Dies wird verständlich, wenn wir uns den Komplexitätsbegriff näher betrachten.

Unter Komplexität wird das Zusammenwirken einer Vielzahl von Einflussfaktoren, Variablen und gegenseitiger Abhängigkeiten verstanden. In komplexen Systemen existieren die Variablen eines Systems nicht unabhängig voneinander und beeinflussen sich wechselseitig. Ein Eingriff bei einer Variablen führt immer auch zu Neben- und Fernwirkungen, die sich direkten Beobachtungen entziehen.

Komplexität lässt sich erkennen an:

  • einem hohen Vernetzungsgrad in Zeit und/oder Ort
  • sprunghaftem, nicht nachvollziehbarem Systemverhalten
  • kleine Änderungen große Auswirkungen

Solche Systeme stellen der Markt und unsere Gesellschaften mit ihren hochgradigen Vernetzungen dar. Die reine Ratio hat in einem solchen Umfeld, in dem jede Erfahrung und Berechenbarkeit fehlt, keine Chance. Dies zeigt uns die Intuitions- und Entscheidungstheorieforschung zur Genüge. Letztlich hat die Corona-Krise eine extreme Form der VUCA-Welt erzeugt. Eine Welt, in der die Regeln der Agilität und Schnelligkeit besonders
überlebenswichtig sind. Eine solche Welt basiert auf anderen Regeln der Verantwortung, Zusammenarbeit, Führung und Entscheidungsfindung, wie sie in den ––meisten Unternehmen und Organisationen aktuell noch gepflegt werden.

Intuition
scheint jetzt eine Option zu sein, denn für den Aspekt der Entscheidungsfindung und den damit verbundenen strategischen Fragestellungen liefert uns unsere Intuition ein hervorragendes und notwendiges Werkzeug. Wissenschaftlich wurde eindeutig nachgewiesen, dass Intuition in komplexen Situationen mit größerer
Wahrscheinlichkeit die richtigen Entscheidungen und Handlungsansätze liefert. Die Intuitions- und Entscheidungstheorieforschung veranschaulicht dabei eindringlich die Grenzen rationaler und die Potentiale intuitiver Vorgehensweise. Abb. 1 zeigt diesen Zusammenhang von Entscheidungsqualität und Komplexität. In der Grafik wird die Abnahme der Qualität der Entscheidung mit Zunahme der Komplexität deutlich.

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Abb. 1 | Qualität der Entscheidung abhängig von der Komplexität. Abb. in Anlehnung an Dijksterhuis (Holtfort 2013: 50).

Allerdings zeigt sie auch, dass einer naiven Herangehensweise an Intuition ebenso Grenzen gesetzt sind und es einige relevante Einschränkungen gibt, auf die zu achten ist. Vorprägungen, Vorbeeinflussungen und enggeführte fachliche Ausrichtungen haben das Potential, unsere Intuition nachhaltig zu verfälschen.

Übertragen auf die aktuellen Gegebenheiten wird dies recht schnell einsichtig. Bei den meisten Menschen ist ihre Intuition durch die eigene Betroffenheit (Überlebensdruck im Business, Stress durch Homeoffice, evtl. noch kranke Familienmitglieder etc.) und die überbordende Nachrichtenlage derzeit massiv beeinflusst und beeinträchtig. Als Folge ergibt sich eine Verzerrung der Wahrnehmung, der Erinnerung, des Denkens und damit der eigenen Einschätzungen und Urteile. Solche Verzerrungen ergeben sich aufgrund von zu einseitigen Informationen oder unzutreffenden Vorannahmen und Glaubenssätzen.

Eine berufliche Deformierung zählt hier ebenfalls dazu. Letztere entsteht, wenn durch Ausbildung, Funktion und Aufgabe oder immer wiederkehrender spezifischer Zielsetzungen, zu lange und zu starke einseitige Fokussierungen gepflegt werden. Gewohnheiten manifestieren sich unbewusst, was einerseits gewollt, andererseits auch mit Schwierigkeiten und unschönen Nebeneffekten verbunden ist. Als Folge ergibt sich das in der Wissenschaft bekannte Bias bzw. die subjektive (Bayessche) Wahrscheinlichkeit. Die Entscheidungen entsprechen dann eher unserem Wunschdenken und Routinen als einer belastbaren Analyse und Datenlage. Neurologisch betrachtet stellt uns unser Gehirn keine alternativen Optionen zur Verfügung, sondern wählt nur die aus, die innerhalb unserer Erfahrungen, Gewohnheiten, Glaubenssätze und Vorannahmen liegen. Auch hieraus ergibt sich ein bekanntes Phänomen: Selbsterfüllende Prophezeiungen! Wir bekommen das, was wir kennen und erwarten.

Als zweite Einschränkung für gute Intuition wurde deren Abhängigkeit von der Stimmungslage bereits vor einiger Zeit erkannt (Abb. 2). Mit Abnahme einer positiven Stimmung nimmt auch die Qualität intuitiver Wahrnehmung ab. Wenn Sie sich gestresst und in negativer Stimmung fühlen, sollten Sie demzufolge vorsichtig mit sog. Bauchgefühlen (ein Synonym für Intuition) sein . Insofern ist es in der momentanen Zeit eine wirkliche Herausforderung, trotz der Umstände ‚good mood‘ zu leben.

Abb. 2. | Treffer und Nieten bei intuitiven Aufgaben, abhängig von der Stimmung (Bolten u. a. 2003). 0,5 bedeutet, dass die Treffer im Bereich des Zufalls liegen. 1 würde bedeuten, dass Sie 100 % Treffer erzielt haben, 0 entspricht demzufolge immer dem Gegenteil, also eine Niete.

Aikido

Das zweite Prinzip ergibt sich aus der Kampfsportart Aikido. Im Aikido geht der Angegriffene mit der Energie des Angreifers, statt sich dagegen zu stemmen.

Die Reaktion auf die Bewegung eines anderen ist im Aikido gleichzeitig nur die erste Aktion die Verhältnisse umzukehren. Es gilt mit dem Angreifer in Kontakt zu kommen und mit dessen Energie die Kraft des Angriffs umzuleiten und für sich zu nutzen. Die Abwehrbewegung wird von Beginn an so angelegt, dass sie sich zum eigenen Vorteil verwandelt. Dazu benötigt es zwei Kompetenzen: Erstens eine nach vorne ausgerichtete mentale Haltung und Zweitens eine Intuition, die nicht wie üblich dagegenhält, sondern mit der Bewegung, respektive der Situation geht. Bei den meisten Menschen müssen beide Kompetenzen trainiert werden, weil die natürliche Intuition un- und unterbewussten Prozessen folgt und sich oft auch konträr zur Ratio verhält. Es braucht etwas Übung und entsprechende Techniken, wenn wir unsere antrainierten Gewohnheiten berwinden und neue Verhaltensweisen entwickeln wollen.

Conclusio und Empfehlung

Was bedeutet dies für die aktuelle Situation?

Verständlicherweise müssen zunächst viele akute operative Entscheidungen getroffen und Maßnahmen eingeleitet werden. Viele davon sind zwingend und offensichtlich. Hier handelt es sich quasi um die Kontaktaufnehme mit der Angriffsenergie. Sehr schnell stellt sich dann allerdings die Frage: In welche Richtung bewege ich mich weiter? Weiter verteidigen, mit Fokus auf eher bekannte operative Handlungsrichtungen? Ein solches Dagegenhalten bedeutet in der aktuellen Situation eher mehr desselben.
Dieser Ansatz liefert jedoch nur eine Scheinsicherheit, denn hier wird versucht, mit rationaler Logik,  Erfahrungen und bekannte Handlungsmuster auf gänzlich neue Situationen zu übertragen. Tatsächlich aber agiert hier nicht unsere Ratio, sondern unsere un- und unterbewusste Prägung. Sie blendet alles nicht Gewohnte und Fremde aus und erweckt sehr gerne den Eindruck der ‚Alternativlosigkeit‘.

Erfolgreiche Führungskräfte wissen um die Bedeutung guter Intuition für den Geschäftserfolg, denn sie müssen immer mit Unsicherheit und Unbestimmtheit umgehen. Hier unterscheidet sich die heutige Situation nicht wirklich von der Vergangenheit, nur scheinen die Herausforderungen und Dimensionen um einiges anspruchsvoller. Führungskräfte wissen auch, dass intuitive Eingebungen mit dem Zufall verbunden scheinen. Sie tauchen unvermittelt auf und sind nicht unbedingt jederzeit abrufbar. Gleichwohl verlassen sich Führungskräfte häufig auf ihr Bauchgefühl und verwenden Zahlen, Daten und Fakten nur als Bestätigung desselben. Demgegenüber sind die Hemmnisse für gute Intuition weniger bekannt und bleiben deshalb auch unbeeinflusst.

Noch weniger bekannt sind die Optionen, wie intuitive Wahrnehmung bewusst herbeigeführt und wie Verzerrungen entgegengewirkt werden kann. Auch scheint die Alternative ‚dagegenhalten‘, ‚verteidigen‘ oder ‚mit der Energie des Angriffs gehen‘ eher wenig bewusst zu sein. Unser Verhalten scheint vielmehr aus der Vergangenheit kommend festgelegt und lässt sich in die zwei Grundmuster ‚Angriff‘ oder ‚Verteidigung‘ unterscheiden. Warum und wieso wir die jeweilige Variante wählen, ist i.d.R. unbewusst und bleibt unhinterfragt.

Und doch gibt es bewusst einsetzbare Vorgehensweisen, um den heutigen Herausforderungen im Business erfolgreich zu begegnen. Zu ihnen gehören die aus den Entitäten ‚Komplexität‘ und ‚Aikido‘ abgeleiteten
Prinzipien:

  1. Fokusverschiebung ‚nach vorne‘, in Richtung (neuer) Lösungen denken und dafür die richtigen Hebel entdecken!
  2. Einsatz der Intuition, um die richtigen Antworten auf hoch komplexe, unbestimmte, extrem volatile und letztlich auch hoch ambiguite Umstände zu finden, statt auf den Zufall zu warten.
  3. Vermeidung von Verzerrungen, aufgrund von Gewohnheiten und bisheriger Erfahrungen.
  4. Offene Haltung, statt feste, unverrückbare Überzeugungen oder Intentionen.
  5. Positive oder zumindest neutrale Stimmung, statt negative Stimmung und Stress.
  6. Eine innere, entspannte Ausgerichtetheit, statt operativer Hektik.
  7. Vielseitige Perspektiven, Erfahrungen und Wissen, statt Eindimensionalität. Eine breite, interdisziplinäre Gruppe zusammenbringen, statt auf sich selbst oder auf die Kompetenz einzelner Spezialisten zu vertrauen.

Diese Prinzipien, unterstützt mit geeigneten Techniken und Methoden, schaffen einen schnellen Überblick über die Situation, helfen blinde Flecken zu erkennen und kreieren ressourcenoptimierte Möglichkeiten für die nächsten Schritte. Zusammen mit einem wieder hergestellten mentalen Gleichgewicht sind die Voraussetzungen für funktionierende Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit geschaffen. Sie können wieder zum Gestaltenden werden, statt als Opfer der Situation ausgeliefert zu sein.

Hierzu gehört das in Abb. 3 dargestellte 5-Phasen-Modell der Entscheidung (Gehlert 2020, 104). Mit ihm lassen sich notwendige und sinnvolle Maßnahmen, auch in der jetzt schwierigen und unübersichtlichen Zeit, entwickeln. Hierbei werden Intuition und Rationalität gemeinsam zum Einsatz gebracht.

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Abb. 3 | 5-Phasenmodell für Entscheidungen (© Gehlert)

Phase 1  
Sich erst bewusst mit einer groben Aggregation, den Rahmenbedingungen, Zielen, Daten und Regeln auseinandersetzen.

Phase 2  
Das unbewusst agierende System 1 (unbewusster Teil unseres Denkens, nach Kahneman) sammeln lassen.

Phase 3  
Intuitive Impulse wahrnehmen – auf spontane, unbewusst aufkommende Richtungsimpulse/Entscheidungen achten (emotionale Übereinstimmung von Kopf und Bauch).

Phase 4  
Gegebenenfalls mit System 2 (bewusster Teil unseres Denkens, nach Kahneman) das Ergebnis prüfen, dabei auf kognitive Verzerrungseffekte achten. Am Ende sollten Kopf und Bauch immer noch übereinstimmen. Im Zweifel sich für den Bauch entscheiden.

Phase 5  
Mit Mut und Entschlossenheit, vor allem unter der Bewusstheit unzulänglicher Informationen, aber auch mit Sensibilität für weitere Veränderungen, die gewonnenen Erkenntnisse und Ideen angehen. Entschlossenheit bedeutet hier auch aushalten oder geschehen lassen können. Letzteres benötigt manchmal mehr Mut und Entschlossenheit, als Aktionismus.

Im Gegensatz zu zufälligen intuitiven Momenten des Alltags besitzen wir mit der Methodik der System-Aufstellung einen bewusst und kontrolliert steuerbaren Zugang zur intuitiven Wahrnehmung, die, wie nachgewiesen wurde, sehr belastbare Informationen liefert.

Sowohl die Forschung als auch die praktische Erfahrung mit diesem Instrument zeigt, dass 2 – 3 Stunden Aufstellungsarbeit zu den gleichen oder sogar besseren Ergebnissen führen kann, wie 6 – 9 Monate Marktforschung. Diese Forschung zeigt auch, dass nicht nur Familien, sondern auch Projekte, ganze Organisationen, Märkte und sogar technische Problemstellungen sehr viel schneller analysiert und für diese Lösungsoptionen entwickelt werden können. Sehr ausführlich finden Sie dieses Thema in meinem Buch ‚System-Aufstellungen und ihre naturwissenschaftliche Begründung‘ aufgearbeitet (Gehlert 2020).

Mit System-Aufstellungen werden schnelle Analysen blinder Flecken und versteckter Dynamiken in komplexen Umfeldern sowie die Identifizierung geeigneter Hebel in einem kontrollierten Verfahren und mit anschließender, auf Rationalität basierten Auswertungen möglich.

Worauf kommt es an? – Eine Vorgehensempfehlung

  1. Zunächst ist es notwendig, wieder ins Gleichgewicht und in eine positive und zuversichtliche Stimmung zu kommen. Es geht also um die Wiederherstellung des mentalen Gleichgewichtes.
  2. Methoden und Vorgehensweisen verwenden, in denen Ratio in Kombination mit Intuition zum Einsatz kommen. Die Ratio wird zur ersten Bestandsaufnahme herangezogen, bekommt dann jedoch eine Pause. Unser kognitives Bewusstsein sollte in den Hintergrund treten, was üblicherweise in einer solchen Situation schwierig ist und intuitiver Wahrnehmung Raum geben. System-Aufstellungen schaffen hierfür die Voraussetzung.
  3. Den Fokus auf Lösungsimpulse, -wege und -richtungen legen. Eine Verteidigungsstrategie kann nur für den allerersten Beginn die relevante Ausrichtung sein. Sehr zügig sollte dann der Fokus nach vorne in eine bessere Zukunft und in das Erkennen von Möglichkeiten gerichtet werden. Die Lösungen und Handlungen sollten immer auch den nächsten und übernächsten Schritt mit im Bild haben. Auch hier liefern System-Aufstellungen wertvolle Unterstützung. Sie sind tatsächlich aber nicht die einzige Option, sondern nur eine von vielen.
  4. Unterschiedliche Perspektiven einbinden (Kollegen*innen unterschiedlicher Fachrichtungen, Zuständigkeiten etc.), damit sich Einseitigkeiten und Verzerrungen ausmitteln oder besser neutralisieren können.
  5. Sparring mit offenen Kollegen*innen oder Außenstehenden (z. B. Berater*innen), die mit einer absichtslosen Haltung und keinen eigenen Intentionen auf ein Thema schauen. Nur dann können sich bei Ihnen Wahrnehmung und Ideen einstellen, die für Sie als Betroffene hilfreich sind. Fehlt diese Offenheit, kommt es zu Projektionen. Die Sparringspartner*innen übertragen ihre eigene Welt in die Welt der Gesprächspartner*innen bzw. Kunden*innen ohne deren Besonderheiten zu berücksichtigen. Als Ergebnis ergeben sich in einem solchen Falle für alle die gleichen Lösungen – One fits all! Nur ist das i.d.R. kein sinnvoller Ansatz.

In Summe lässt sich festhalten:

Für die Analyse versteckter Dynamiken und blinder Flecken, das Eruieren und Analysieren von Möglichkeiten, die Untersuchung strategischer Fragen, genauso wie für die Vorbereitung und Überprüfung damit verbundener Entscheidungen, liefert uns unsere Intuition ein hervorragendes und notwendiges Werkzeug.

Wenn Sie keine Zeit für lange Recherchen haben und schnell eine Orientierung und Handlungsoptionen erkennen wollen, dann ist die hier vorgestellte bewährte Methode des kombinierten Einsatzes von Intuition und Rationalität eine Alternative.

Dr. Thomas Gehlert
07.05.2020

Literatur

Bolte, A., Goschke, T., & Kuhl, J. (2003). Emotion and intuition. Psychological Science, 14(5), 416–421. https://doi.org/10.1111/1467-9280.01456

Gehlert, T. (2020). System-Aufstellungen und ihre naturwissenschaftliche Begründung: Grundlage für eine innovative Methode zur Entscheidungsfindung in der Unternehmensführung (1. Aufl.). Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29167-9

Holtfort, T. (2013). Intuition als effektive Ressource moderner Organisationen: Eine theoretische und empirische Analyse. Springer Gabler.